Backorders: Die Kunst, nicht vorrätige Artikel zu verkaufen
Immer mehr Unternehmen nutzen Backorders (oder Lieferrückstände), um die Kosten für die Lagerung zu senken und gleichzeitig ihren Umsatz zu verbessern. Aber was sind Backorders und wie können sie in einem Lager genutzt werden? Backorders sind Bestellungen, die aufgegeben und bearbeitet werden, obwohl die bestellten Produkte nicht im Lager vorrätig sind. Das Unternehmen weiß jedoch, dass der entsprechende Lieferant schnell genug liefern kann und das Produkt den Kunden innerhalb des festgelegten Zeitrahmens erreicht.
Die Verwaltung von Backorders ist eine der wichtigsten logistischen Herausforderungen, die heutzutage an Lager gestellt werden, sowohl aufgrund ihrer Komplexität als auch wegen der Folgen, die sie mit sich ziehen können. Jedes Unternehmen muss im Vorfeld festlegen, welcher Prozentsatz an Backorders ideal ist. Dieser Prozentsatz darf nicht überschritten werden, andernfalls könnte das Markenimage beeinträchtigt werden.
In diesem Artikel wird der Begriff „Backorder” genauer erklärt, die wichtigsten Vor- und Nachteile dieser Methode erläutert und verdeutlicht, wie Lieferrückstände verwaltet werden können, um eine effiziente Logistik zu erreichen.
Nicht vorrätig, und nun?
Es gibt Zeiten, in denen ein Produkt nicht mehr auf Lager ist. Das heißt, die Nachfrage nach einem Artikel hat das Angebot überschritten und es kommt zu der gefürchteten Out-of-Stock-Situation. Dies ist der Fall, wenn das Interesse an einem bestimmten Produkt unerwartet zugenommen hat oder die Planung fehlerhaft war, sodass die Ware nicht rechtzeitig nach Erreichen des Meldebestands eintrifft.
Der Verkäufer hat nun mehrere Möglichkeiten:
- Den Verkauf des Produkts einstellen, bis neuer Bestand eingegangen ist.
- Das Produkt weiterhin anbieten und eine „Reserve”-Option einrichten, so dass der Lieferrückstand versandt wird, sobald er wieder verfügbar ist.
- Das Produkt weiterhin so anbieten, als ob es auf Lager wäre, und den Kunden darauf hinweisen, dass die Lieferzeiten länger als üblich sein können.
Bei dieser letzten Möglichkeit kommen Backorders ins Spiel. Hierbei verfolgt ein Unternehmen die Strategie, einen Teil seiner Produktpalette weiterhin anzubieten, ohne dabei über Bestand zu verfügen. Auf diese Weise werden die Kosten für die Lagerung gesenkt, während der Umsatz nicht aufgrund mangelnder Bestände beeinträchtigt wird.
Backorders - gut oder schlecht?
Bei Unternehmen, die normalerweise nicht mit Backorders arbeiten, ist das Vorkommen nur geringer Lieferrückstände in großen zeitlichen Abständen ein Zeichen dafür, dass die Lieferkette gut funktioniert. Dieses geringe Vorkommen an Backorders kann jedoch auch bedeuten, dass einige Verkaufschancen verpasst werden.
Auf der anderen Seite gibt es Unternehmen, die aufgrund ihrer Firmenpolitik einen bestimmten Prozentsatz an Backorders nutzen, um die Logistikkosten zu minimieren und ihre Produktpalette zu vergrößern. Diese Methode, die immer häufiger angewandt wird, funktioniert nur dann effizient, wenn die Wartezeit zwischen dem Kauf des Produkts und dessen Lieferung kurz ist, selbst wenn es häufig Lieferrückstände gibt. Der Schlüssel liegt in der Festlegung eines maximalen Prozentsatzes von Backorders, den das Unternehmen verwalten kann.
Ist es also ratsam, mit Lieferrückständen zu arbeiten, oder sollten sie vermieden werden? Diese Frage sollte nur nach der Analyse bestimmter Indikatoren wie Kosten für die Lagerung oder Lead Times, die durch ein LVS ermittelt werden können, entschieden werden. Auf jeden Fall müssen die Backorders effektiv verwaltet werden, um den Kunden nicht zu enttäuschen. Andernfalls können die Folgen für das Image des Unternehmens äußerst negativ ausfallen.
Wie können die Backorders verwaltet werden?
Eine richtig verwaltete Backorder-Strategie kann ein großer Wettbewerbsvorteil sein. Backorders stellen jedoch besondere Herausforderungen hinsichtlich der Bestandsoptimierung dar, da sie es dem System ermöglichen, Bestellungen aus nicht verfügbaren Beständen anzunehmen und das Produkt sofort beim entsprechenden Lieferanten zu bestellen. Dieser gesamte Prozess muss zügig und fehlerfrei ablaufen, damit die Waren so schnell wie möglich an den Endkunden geliefert werden können.
Die Art der Bestellung und die Menge der Artikel mit Lieferrückstand beeinflussen die Wartezeit, bis der Kunde das Produkt erhält. Daher ist es wichtig, die Prozesse im Lager zu digitalisieren, um Bestellungen entsprechend ihrer Dringlichkeit zu priorisieren.
In modernen Lagern kommen Lagerverwaltungssysteme wie Easy WMS zum Einsatz, die mit dem ERP-System integriert sind, um alle Prozesse in der Lieferkette zu koordinieren. Das LVS verfolgt die an verschiedenen Punkten in der Kette verfügbaren Bestände und verwaltet die Flüsse, wobei es genaue Prognosen über ausstehende Bestellungen, erschöpfte SKUs und niedrige Bestände trifft. Daher ist der Einsatz von Softwares, insbesondere eines LVS, für die erfolgreiche Umsetzung einer Backorder-Strategie unerlässlich.
Vorteile der Verwendung von Backorders
Die Verfolgung einer Backorder-Strategie ist wegen ihrer klaren Vorteile bereits gängige Praxis. Die Möglichkeit, ein Produkt zu verkaufen, ohne es jedoch lagern zu müssen, ist äußerst attraktiv. Unternehmen, die wissen, wie man Lieferrückstände erfolgreich verwaltet, genießen daher zahlreiche Vorteile:
- Optimierung der Lagerfläche: Eine entsprechende Backorder-Strategie vermeidet die Lagerung aller Artikelarten. Dies trägt zu einer besseren Ausnutzung der vorhandenen Lagerfläche bei.
- Einsparung von Logistikkostens: Ein großer Bestand zieht einen erheblichen Aufwand bei der Lagerung und Handhabung mit sich. Backorders bedeuten jedoch Einsparungen bei Flächen- und Verwaltungskosten.
- Erweiterung der Produktpalette: Backorders ermöglichen es, die gesamte Produktpalette eines Unternehmens anzubieten. Sowohl die Produkte, die das Unternehmen auf Lager hat, werden weiterhin verkauft als auch die, die nicht vorrätig sind. Es handelt sich also um eine Möglichkeit, die Wünsche der Verbraucher zu erfüllen und somit die Einnahmen zu erhöhen.
- Gesteigerter Markenwert: Einige Unternehmen (z. B. Apple) verkaufen Produkte, die sie zwar gerade auf den Markt gebracht haben, die aber noch nicht physisch auf dem Markt sind. Dies schafft ein Gefühl der Exklusivität für den Kunden, der einen Artikel aus einem nur begrenzten Bestand und mit hohem Wert erworben hat.
- Kundentreue: Lieferrückstände generieren weiterhin Einnahmen und stärken besonders die Loyalität von Kunden, die lieber warten als bei der Konkurrenz zu kaufen.
Nachteile der Verwendung von Backorders
Viele Unternehmen entscheiden sich dafür, Produkte anzubieten, die sie nicht auf Lager haben, ohne zu bedenken, welche Konsequenzen ein schlechtes Logistikmanagement nach sich ziehen könnte. Es muss unbedingt hinterfragt werden, ob Backorders wirklich vorteilhaft für das Unternehmen sind oder ob nicht sogar kontraproduktiv sein könnten, wenn die erforderlichen Mittel nicht zur Verfügung stehen.
Einige Nachteile sind:
- Verlust von Kunden und Ansehen: Ein frustrierter Kunde, der nicht länger auf seine Bestellung warten möchte, kann diese stornieren und das Produkt bei einem Konkurrenten kaufen. Wenn Konkurrenten einen effizienteren Logistikservice anbieten, kann die Markentreue beeinträchtigt werden.
- Zunehmende Komplexität beim Versand: Wenn es für einen Kunden nur eine ausstehende Bestellung gibt, wird diese versandt, sobald sie verfügbar ist. Was passiert jedoch, wenn ein Kunde mehrere Artikel bestellt hat, die alle nicht auf Lager sind? Werden sie einzeln versendet, sobald sie verfügbar sind, oder wird gewartet, bis alle Artikel vorrätig sind, um Logistikkosten zu sparen? An diesem Punkt ist der Einsatz eines LVS unerlässlich.
- Mehr Rückerstattungen und Retouren: Zu langes Warten auf Produkte veranlasst Kunden, Rückerstattungen oder Retouren zu verlangen. Die Verwaltung der Reversen Logistik stellt für viele Unternehmen eine Herausforderung dar.
Alle diese Nachteile führen zu erheblichen finanziellen Verlusten, die sich nicht alle Unternehmen leisten können. Daher muss eine Backorder-Strategie mit äußerster Vorsicht umgesetzt werden, nachdem geprüft wurde, ob sie korrekt durchgeführt werden kann und ob die Vorteile die möglichen negativen Auswirkungen eindeutig überwiegen.
Lieferrückstände und Logistik
Lieferrückstände sind ein Zeichen dafür, dass für ein Produkt eine hohe Nachfrage und eine starke Markentreue besteht. Allerdings ist die Verwaltung von Backorders kompliziert und ihre Folgen sind entscheidend für die Zukunft eines Unternehmens.
Heute ermöglichen die von den Lagerverwaltungssystemen angebotenen prädiktiven Algorithmen, die Automatisierung und fortschrittliche Tools eine effiziente Verwaltung von Backorders.
Wir bei Mecalux sind Experten für Lagersysteme, die die logistischen Tätigkeiten unterstützen, sowie für maßgeschneiderte Softwarelösungen, die die Leistungsfähigkeit der gesamten Lieferkette erhöhen. Kontaktieren Sie uns, damit einer unserer Experten bei der Optimierung Ihres Unternehmens helfen kann.