Es gibt verschiedene Inventurarten, die den unterschiedlichen Bedürfnissen und Ressourcen der einzelnen Unternehmen entsprechen.

Inventurarten in der Logistik: Klassifizierung und Anwendungen

17 Aug 2021

Es gibt unterschiedliche Inventurarten, die sich nach verschiedenen Variablen klassifizieren lassen, wie zum Beispiel der Häufigkeit, in der sie durchgeführt werden, oder den Artikelarten, die bei jeder Zählung berücksichtigt werden.

Wozu dient eine Inventur? Durch eine Bestandskontrolle, ist es möglich, Fehler oder logistische Probleme, wie u. a. Fehler auf den Etiketten, Abweichungen bei der Anzahl der Artikelarten oder Fehler bei der Kommissionierung, zu erkennen.

Doch welche Unterschiede bestehen zwischen den verschiedenen bestehenden Inventurarten und wie können wir sie klassifizieren? Welche Inventurart ist am besten für die jeweiligen Anforderungen und Umstände geeignet? In diesem Artikel klären wir alle diese Fragen und analysieren die unterschiedlichen Inventurarten nach Geschäftszeitraum, Häufigkeit, Art des Produkts und Funktion. 

Inventur nach Geschäftszeitraum

Diese Inventuren beziehen sich auf den Zeitpunkt, zu dem sie in Bezug auf das Geschäftsjahr des Unternehmens durchgeführt werden: 

  • Eröffnungsinventur. Sie wird zu Beginn des Buchungszeitraums und vor der Anschaffung zusätzlichen Bestandes bzw. vor der Durchführung eines Verkaufs durchgeführt. 
  • Abschlussinventur. Sie wird am Ende des Geschäftsjahrs oder am Ende jedes Jahres durchgeführt, um die nach Durchführung aller Geschäftstätigkeiten erhaltenen Ressourcen und/oder Güter zu bestimmen. 

Die Abschlussinventur eines Geschäftsjahrs bestimmt den Anfangsbestand des folgenden Geschäftszeitraums.

Inventur nach Häufigkeit

Bei Berücksichtigung der Häufigkeit der Durchführung können wir 4 Arten der Inventur unterscheiden: 

  • Jährliche Inventur. Sie wird einmal pro Jahr durchgeführt und dient dazu, die erhaltenen Ergebnisse gegen den Buchungsbestand zu prüfen.
  • Periodische Inventur. Sie wird mehrere Male im Jahr in zuvor festgelegten Abständen durchgeführt und berücksichtigt die Zählung aller gelagerten Artikelarten.
  • Zyklische Inventur (auch als Stichprobeninventur bezeichnet). Sie basiert auf der Durchführung regelmäßiger, über das Jahr verteilter Zählungen von Gruppen von Artikelarten. Im Gegensatz zur periodischen Inventur wird hierbei die Zählung bestimmter Artikelarten vor anderen priorisiert (in Abhängigkeit von Wert, Rotation, Verfallsdatum usw.). 
  • Permanente Inventur (auch als laufende Inventur bezeichnet). Sie wird laufend durchgeführt, wobei jeder Ein- und Ausgang der Artikel erfasst wird, und gibt den verfügbaren Bestand in Echtzeit wieder. Dies ist die Inventurart, die die Logistik 4.0 fördert, wobei die Informationen mittels einer LVS und der Implementierung von automatischen Lagersystemen digital verwaltet werden.

Jedes Unternehmen bestimmt die Häufigkeit, in der es seine Inventuren durchführt, in Abhängigkeit von seinen Anforderungen und Ressourcen.

Mit automatischen Lagern wird ein permanent aktualisierter und fehlerfreier Bestand erzielt
Mit automatischen Lagern wird ein permanent aktualisierter und fehlerfreier Bestand erzielt

Inventur nach Produktart

Die Inventur hängt auch von der Art des gelagerten Produkts ab. Folglich können wir unterscheiden zwischen: 

  • Inventur der Rohstoffe. Sie dient zur Bestimmung des verfügbaren Bestands der Rohstoffe, die zur Herstellung des Endprodukts verwendet werden. 
  • Inventur der Werkslieferungen. Hierbei werden alle Materialien, die im Produktionsprozess eingesetzt werden und die aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht mit Genauigkeit quantifiziert werden können, wie zum Beispiel Schrauben oder Farbe, erfasst.
  • Inventur von in der Herstellung befindlichen Produkten. Hierbei werden Halbfertigprodukte, also solche Produkte, die noch Teil des Produktionsprozesses sind, berücksichtigt. 
  • Inventur von Fertigprodukten. Hierbei werden die bereits fertiggestellten und für den Verkauf verfügbaren Produkte erfasst. 
  • Inventur der Waren. Hierunter fallen Güter, die für den späteren Verkauf erworben werden, ohne dass Änderungen an ihnen vorgenommen werden.

Es liegt auf der Hand, dass die Art des Produkts die Wahl des Lagersystems bis hin zur Aktivität der einzelnen Abläufe und auch die Art der Inventur bestimmt. 

Inventur nach Funktion

Bestimmte Arten der Inventur werden gemäß der ihnen zugewiesenen Funktion klassifiziert. In dieser Hinsicht unterscheiden wir zwischen: 

  • Inventur des Transitbestands (oder auch Pipeline-Bestands). Sie quantifiziert die Produkte und Materialien, die auf dem Weg zum Lager sind oder bereits von den Lieferanten bestellt wurden. Bei langsamem Warenfluss, großen Entfernungen oder Beteiligung vieler Ebenen kann der Pipeline-Bestand den Lagerbestand übersteigen.
  • Inventur des Sicherheits- oder Reservebestands. Es werden die Produkte und Rohstoffe erfasst, die das Unternehmen hält, um mögliche Fehler im Produktionsprozess, Verzögerungen bei den Lieferanten oder einen unerwarteten Anstieg der Nachfrage zu bewältigen. Dieser Bestand stellt den Sicherheitsbestand des Unternehmens dar, dessen Ziel es ist, Fehlbestände zu vermeiden.
  • Inventur des Vorsorge- oder saisonabhängigen Bestands. Hierunter fallen gelagerte Artikelarten, um zukünftige, mit Sicherheit vorhersehbare und normalerweise saisonabhängige Nachfragen zu erfüllen. Durch diese Vorhersehbarkeit unterscheidet sie sich vom Sicherheitsbestand, der zur Bewältigung unerwarteter Eventualitäten bestimmt ist.
  • Inventur des Abkopplungsbestands. Dieser wird eingesetzt, um den für zwei Herstellungsprozesse mit unterschiedlichen Produktionsraten benötigten Bestand zu differenzieren. Auf diese Weise funktioniert jeder Prozess unabhängig und mit einer bestimmten Warenmenge.

Jeder Bestand erfüllt eine spezielle Funktion und gleichzeitig eine bestimmte logistische Notwendigkeit, zum Beispiel Versorgung der Produktion, Empfang der Ware von den Lieferanten oder Bewältigung eines Anstiegs der Nachfrage.

Der Sicherheitsbestand minimiert die Möglichkeit von Fehlbeständen
Der Sicherheitsbestand minimiert die Möglichkeit von Fehlbeständen

Andere Arten der Inventur

Es gibt noch weitere Inventurarten, die zu berücksichtigen sind: 

  • Inventur von regelmäßigem oder zyklischem Bestand. Hierbei werden die Artikelarten erfasst, die notwendig sind, um die Nachfrage während der Auffüllung zu decken.
  • Inventur von veraltetem, stillgelegtem oder verlorenem Bestand. Diese umfasst die Artikelarten, die aufgrund irgendwelcher Umstände (Überschreiten des Verfallsdatums, Beschädigung, Bruch usw.), nicht mehr vertrieben werden können. Diese Art der Inventur erzeugt grundsätzlich Verluste. 
  • Verfügbarer Bestand. Dieser beinhaltet solche Produkte, die verfügbar sind, wenn sie benötigt werden, sei es für einen Verkauf oder zur Versorgung der Produktion. 
  • An Produktionslinien vorhandener Bestand. Dieser setzt sich aus den Artikelarten zusammen, die kurz vor Eingang in die Produktionslinie stehen.
  • Quarantänebestand. Hierunter fallen Artikelarten, die für einen bestimmten Zeitraum gelagert werden müssen, bevor sie entsorgt werden können. 
  • Körperliche Inventur. Bei dieser Inventur werden die zu erfassenden Artikelarten manuell einzeln gezählt.

Abgesehen von den unterschiedlichen bestehenden Inventurarten, müssen auch die Unternehmensart und das Geschäftsmodell berücksichtigt werden.

Wie wählt man die richtige Inventurart?

Welche Art der Inventur statt einer anderen durchgeführt wird, hängt sowohl von den Anforderungen des jeweiligen Unternehmens als auch von den Ressourcen, die diesem zur Durchführung zur Verfügung stehen, ab. 

Aus diesem Grund müssen vor der Entscheidung, welche Inventur durchgeführt werden soll, eine Reihe von Gesichtspunkten analysiert werden, wie das Ziel oder der Zweck derselben, die Art der gelagerten Artikelarten, die Aktivität des Unternehmens und die speziellen Dynamiken seiner Prozesse. 

In einem Lager mit wenigen Artikelarten und einem sehr niedrigen Bewegungsfluss ist es zum Beispiel möglicherweise ausreichend, mit einer gewissen Regelmäßigkeit eine periodische Inventur durchzuführen. Im Falle von vielen Artikelarten und einer hohen täglichen Aktivität dagegen bietet sich eine permanente Inventur an, um Fehler zu vermeiden, die sich auf die Lagerabläufe auswirken können. 

Eine Lagerverwaltungssoftware optimiert die Durchführung der unterschiedlichen Inventurarten
Eine Lagerverwaltungssoftware optimiert die Durchführung der unterschiedlichen Inventurarten

Optimierung der Effizienz – das gemeinsame Ziel der unterschiedlichen Arten der Inventur 

Wie wir gesehen haben, gibt es unterschiedliche Inventurarten (nach Funktion, Häufigkeit, Produktart usw.). Allen gemeinsam ist jedoch ihr letztlicher Zweck: Optimierung der Lagerung und der Bestandsverwaltung, um den bestmöglichen Service sicherzustellen. Aus diesem Grund besteht die größte Herausforderung für jedes Unternehmen darin, die Inventurart auszuwählen, die ihm dabei hilft, die Effizienz maximal zu steigern.

In dieser Hinsicht und trotz der vielen bestehenden logistischen Anforderungen kann eine Ausrichtung auf Automatisierung einen echten Wettbewerbsvorteil bieten. Einerseits, weil sie die Kontrolle und die Effizienz erhöht, und anderseits, weil sie die für diese Aufgabe aufgewendete Zeit optimiert. Die Implementierung einer Lagerverwaltungssoftware, wie zum Beispiel Easy WMS, gewährleistet die Automatisierung verschiedener Kategorien von Beständen und erleichtert so das Ziel der Durchführung einer schnellen und effektiven Inventur

Setzen Sie sich mit uns in Verbindung, damit ein fachkundiger Berater Ihnen erläutern kann, wie Easy WMS Sie bei der Durchführung der Inventuren unterstützen und ihre Effizienz erhöhen kann, um Ihr Geschäft zu stärken.