Ware-zur-Person-Kommissionierverfahren kombinieren automatisierte Systeme und ergonomische Arbeitsplätze

„Goods-to-Person“: die Ware zum Mann bringen

09 Jun 2021

Die Methoden zur Auftragszusammenstellung nach dem Prinzip Goods-to-Person („Ware zum Mann“ oder „Ware zur Person“) ist entstanden als technologische Reaktion auf die Notwendigkeit, bei der Kommissionierung effizienter zu sein.

In diesem Artikel wird erläutert, was Ware zum Mann-Kommissionierung ist, wann sie in einem Lager implementiert werden kann und worin die wichtigsten Vorteile dieses Systems gegenüber Person-to-Goods ― Mann zur Ware ― bestehen.

Ware zum Mann

-Kommissionierung

Der Begriff Ware zum Mann bezieht sich auf eine Strategie zur Auftragszusammenstellung, wobei die Ware mittels automatischer Systeme direkt zum Lagerarbeiter befördert wird. Auf diese Weise erhält der Lagerarbeiter die zum Zusammenstellen des Auftrags benötigten Produkte an einer Kommissionierstation, ohne seinen Arbeitsplatz verlassen zu müssen.

Im Unterschied zur Strategie Mann zur Ware ― wie in einem herkömmlichen Lager ― wird die Ware bei einer Kommissionierung nach dem Prinzip „Goods to person“ in automatischen Behälterlagern gelagert, die mit einem Miniload Regalbediengerät oder einem Shuttle-System und Behälterfördersystemen ausgestattet sind. Diese werden normalerweise durch Arbeitsplätze zur Auftragszusammenstellung ergänzt, an denen der Lagerarbeiter die Behälter in Empfang nimmt und die Einheiten, die er von jedem Produkt benötigt, entnimmt. Anschließend bringt das System die Behälter automatisch zum Regal zurück.

Der gesamte Vorgang wird vom Lagerverwaltungsprogramm koordiniert: das LVS synchronisiert die Bewegungen der verschiedenen automatischen Systeme mithilfe der Lagersteuerungssoftware. Der Kommissionierplatz der Lagerarbeiter verfügt außerdem über ein Terminal, an dem die Software die zu befolgenden Anweisungen ausführlich auflistet.

Durch eine Auftragszusammenstellung nach der Methode Ware zum Mann werden die Bewegungen der Lagerarbeiter im Lager reduziert, was die Möglichkeit für Fehler und Unfälle erheblich verringert. Bei diesen Systemen brauchen sich die Lagerarbeiter nicht zu bewegen, sondern nur die angegebenen Einheiten aus der Kiste oder dem Behälter, die/den sie an ihrem Arbeitsplatz erhalten, zu entnehmen. Indem das Produkt zum Lagerarbeiter befördert wird, verkürzt diese Kommissionierstrategie die Zeiten und erhöht die Effizienz des Lagers.

Das Lagerverwaltungssystem leitet den Lagerarbeiter bei der Auftragszusammenstellung an
Das Lagerverwaltungssystem leitet den Lagerarbeiter bei der Auftragszusammenstellung an

Kommissionierung an Paletten mit der Methode „Ware zum Mann“

Obwohl das Prinzip Goods-to-Person normalerweise die Kommissionierung kleiner Einheiten betrifft (die in Kisten oder Tablaren gelagert werden), kann es auch bei Unternehmen, die die Kommissionierung an Paletten vornehmen, eingesetzt werden.

Die Kommissionierung „Ware zum Mann“ an Paletten besteht in der Implementierung von automatischen Systemen wie Regalbediengeräten für Paletten und Palettenfördersystemen, die die Entnahme oder Platzierung von Paletten in den Regalen beschleunigen. Die Lagerarbeiter erhalten die Palette an einem Kommissionierplatz, der für diese Ladeeinheit angepasst ist. Unter Befolgung der Anweisungen des LVS entnimmt der Lagerarbeiter eine bestimmte Anzahl von Behältern von der erhaltenen Palette und stellt diese auf eine andere, in der Nähe platzierte Palette (auf der der Auftrag zusammengestellt wird). Anschließend bringt ein Förderer die erste Palette zum Regal zurück oder, falls das LVS dies so bestimmt, transportiert sie zu einer anderen Stelle, an der die Ware zur besseren Raumnutzung konsolidiert wird.

Genau dieses Logistiksystem hat Mecalux im neuen automatischen Lager von Havi Logistics in Vila Nova da Rainha (Portugal) installiert. Die Anlagen verfügen über Kommissionierplätze, an denen die Lagerarbeiter die Ware direkt von den Fördervorrichtungen ― oder Shuttle-Cars, wenn sie zuvor den anthropomorphen Roboter passiert haben ― in Empfang nehmen. An jeder Station können die Lagerarbeiter, unterstützt durch Put-to-Light-Vorrichtungen, die Aufträge auf ergonomische Weise zusammenstellen, ohne ihren Arbeitsplatz verlassen zu müssen. Es können bis zu acht Aufträge gleichzeitig zusammengestellt werden.

Vergleich von „Goods to Person“ (GTP) mit „Person to Goods“ (PTG)

Die Implementierung von automatischen Systemen bei der Auftragszusammenstellung reagiert auf Bedürfnisse wie die Beschleunigung des Versandvolumens von Aufträgen, die Durchführung der Kommissionierung unter ergonomischeren Bedingungen oder die Reduzierung von Fehlern, die durch die manuelle Produktverwaltung entstehen. In der folgenden Vergleichstabelle zeigen wir die Unterschiede zwischen den beiden Methoden auf.

  Goods-to-Person (GTP) Person-to-Goods (PTG)
Bewegungen der Lagerarbeiter Minimal, da sich der Lagerarbeiter an seinem Arbeitsplatz befindet und das LVS seine Aufgaben organisiert. Die Lagerarbeiter müssen die Kommissionierrouten zurücklegen, um die für die Bestellung vorgesehenen Produkte zu entnehmen.
Produktivität Hoch effizientes System, das bis zu 1.000 Entnahmen pro Stunde ermöglicht. Die Effizienz der manuellen Auftragszusammenstellung hängt von der Implementierung einer Lagerverwaltungssoftware ab, die die optimalen Strecken festlegt.
Ladeeinheiten Das System erfordert eine gewisse Vereinheitlichung der Ladeeinheiten. Jegliche Störung könnte die automatischen Geräte beschädigen. Einheitliche Ladeeinheiten sind nicht erforderlich, es kann mit unregelmäßigen Oberflächen gearbeitet werden.
Betriebskosten Die Automatisierung der Lagerabläufe erfordert eine Investition. Allerdings kann diese schnell amortisiert werden, da Fehler beseitigt und eine größere Anzahl von Bestellungen versandt werden können. Die Kosten können je nach Bestellvolumen in der jeweiligen Jahreszeit variieren. Allerdings sind Fehler, die aufgrund der manuellen Zusammenstellung verursacht werden, mit hohen Mehrkosten für Unternehmen verbunden.

Im Allgemeinen ist eine manuelle oder halbautomatische Kommissionierung (mit einem LVS) bei mittlerem Bestellvolumen und einer großen Vielzahl von Artikelarten eine mögliche Option. Allerdings ist die Strategie Ware zum Mann besonders empfehlenswert, wenn das Bestellvolumen hoch ist, die Produkte eine gewisse Einheitlichkeit aufweisen und das Unternehmen keine hohe Fehlerquote hat. In diesen Fällen wird die Investition in automatische Kommissionierungssysteme schnell durch die erhöhte Effizienz bei der Auftragszusammenstellung aufgewogen.

Beispiele für eine erfolgreiche automatische Kommissionierung

Mecalux hat in vielen Ländern Lösungen zur Auftragszusammenstellung nach dem Prinzip „Produkt zum Mann“ implementiert. Hier sind drei der hervorstechendsten Projekte:

  • Grégoire Besson (Frankreich): Dieser französische Hersteller von technologischer Ausrüstung für die Landwirtschaft hat Mecalux mit dem Design und der Implementierung seines neuesten automatischen Lagers beauftragt. Die Anlage kombiniert herkömmliche Palettenregalanlagen mit einem automatischen Bereich mit Regalbediengeräten und Behälterfördersystemen. Mit diesem Lagersystem können kleine Produkte direkt zum Kommissioniertisch befördert werden, wo die Lagerarbeiter die Aufträge nach den genauen Anweisungen des LVS zusammenstellen.
  • Kern Pharma (Spanien): Das pharmazeutische Labor Kern Pharma entschied sich dazu, die Lagerung von Paletten und Behältern in seiner neuen Anlage in Terrassa (Barcelona) zu kombinieren. Im Behälterlagerbereich installierte das Unternehmen 20 Meter hohe Regale einfacher Tiefe ― mit 36 Etagen ―, in denen Zweimast-Regalbediengeräte für Behälter die Entnahme und Platzierung der Ware beschleunigen.
  • Paolo Astori (Italien): Dieser Hersteller von Teilen für den Luftfahrtsektor hat direkt neben seinem Produktionszentrum ein Lager installiert, um die Versorgung mit Rohstoffen zu beschleunigen. Die Einrichtung verfügt über ein automatisches Behälterlagersystem, das aus einem Gang und zwei Regalen doppelter Tiefe besteht. Ein Miniload-Regalbediengerät setzt die Ware auf eine Fördervorrichtung, um sie direkt zum Kommissionierplatz zu transportieren.

Automatische Kommissionierung, Effizienz und Produktivität

Die Reduzierung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Auftragszusammenstellung auf die Betriebskosten des Lagers ist wesentlich für eine wettbewerbsfähige Logistik. Lagerarbeiter verbringen 70 % ihrer Arbeitszeit mit dem Durchlaufen der Gänge. Bei Wegfall dieser Bewegungen wird das Unternehmen bei allen Lagerabläufen, aber insbesondere bei der Auftragszusammenstellung, effizienter.

Wenn Sie mehr über unsere Lösungen zur Kommissionierung nach dem Prinzip Ware zum Mann erfahren möchten,setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Ein fachkundiger Berater wird ihre derzeitige Logistik bewerten und Sie dahingehend beraten, wie Sie eine automatisierte Kommissionierung zur Steigerung der Produktivität Ihres Lagers implementieren können.