Die Stückliste ist der Ausgangspunkt jeder effizienten Produktionskette.

Die Stückliste (BOM): der wichtigste Partner in der Produktionskette

18 Jun 2020

Die Stückliste (Bill of Materials, BOM) ist ein Dokument, das alle Elemente festlegt, die für die Durchführung eines Produktionsprozesses erforderlich sind. In der Regel kommt die Stückliste in der Entwurfs-, Produktions- und Montagephase eines Produkts zum Einsatz.

Die Stückliste eines Brotherstellers umfasst beispielsweise Rohstoffe wie Mehl, Hefe oder Wasser und gleichzeitig die für die Herstellung des Brotes erforderliche Infrastruktur wie Knetmaschinen und Backöfen.

In diesem Artikel werden die Bedeutung der Stückliste in der Produktionskette, ihre Erstellung und die verschiedenen Arten von Stücklisten erläutert.

Was ist eine Stückliste oder BOM?

Eine Stückliste (Bill of Materials, BOM) ist eine vollständige Liste der Rohstoffe, Bauteile und Werkzeuge, die zur Herstellung eines bestimmten Produkts erforderlich sind. Die Stückliste enthält außerdem die Komponenten und Teilkomponenten, aus denen ein Produkt besteht, sowie die jeweils benötigten Mengen.

Darüber hinaus enthält die Stückliste die genauen Anweisungen für den Produktionsprozess und die Reihenfolge der Montage des Produkts.

Der Begriff BOM (Bill of Materials) darf nicht mit MTO (Material Take Off) verwechselt werden, obwohl sie manchmal synonym verwendet werden. Eine Stückliste wird für die Herstellung von Produkten verwendet, während ein MTO ein ähnliches Dokument ist, das jedoch im Baugewerbe Anwendung findet.

Dieses Dokument ist ein Beispiel und zeigt einige der in einer Stückliste (BOM) enthaltenen Elemente.
Dieses Dokument ist ein Beispiel und zeigt einige der in einer Stückliste (BOM) enthaltenen Elemente.

Eine Stückliste ist also eine Bestandsliste mit allen Elementen, die zur Herstellung eines Produkts erforderlich sind. Heutzutage ist die genaue Erstellung einer Stückliste ein zentraler Prozess zur Kostensenkung im Lagerbetrieb.

Wozu dient eine Stückliste?

Eine detaillierte und gut geplante Stückliste wirkt sich positiv auf die korrekte Versorgung der Produktionslinien aus. Die Lager müssen an die anspruchsvollen Produktionszyklen angepasst werden, weshalb der erste Schritt für jeden Hersteller ist, eine entsprechende Stückliste zu erstellen, um zu gewährleisten, dass die gesamte Lieferkette koordiniert und aufeinander abgestimmt ist.

Eine präzise Liste von Materialien hilft den Unternehmen bei:

  • Planung des Rohstoffeinkaufs: Die Stückliste legt fest, welcher Rohstoff in welcher Menge eingekauft werden muss, um ein Produkt herzustellen, und senkt so die Kosten, indem ein Überbestand an Rohstoffen vermieden wird.
  • Festlegung der Materialkosten: Neben dem Rohmaterial fallen Kosten für die Geräte an, die für die Handhabung dieses Rohmaterials verwendet werden, von einfachen Scheren oder Klebepistolen bis hin zu hochentwickelten Schneidemaschinen.
  • Vermeidung von Bestandsbrüchen: Die Produktionsstätte muss immer über das notwendige Rohmaterial verfügen, um ein Produkt ohne Unterbrechung herstellen zu können.
  • Erkennen und Minimieren von Fehlern: Die Stückliste definiert jeden einzelnen Prozess, der zur Herstellung eines Produkts erforderlich ist. Die Befolgung dieser spezifischen Anweisungen bei jedem Schritt verringert die Fehlerwahrscheinlichkeit und erleichtert es, festzustellen, wo und wann ein Zwischenfall aufgetreten ist (Nachverfolgbarkeit eines Produkts).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Stückliste der Ausgangspunkt für eine optimierte, fehlerfreie und voll funktionsfähige Produktionslinie ist.

Aufbau und Struktur einer Stückliste

Der Aufbau einer Stückliste muss klar und präzise sein. Anhand einer hierarchischen Struktur werden die für die Herstellung eines Produkts benötigten Materialien detailliert aufgeführt, wobei die höchste Ebene das fertige Produkt und die unteren Ebenen die Komponenten und Teilkomponenten darstellen.

 

Die Komponenten eines Fahrrads werden in diesem Beispiel hierarchisch in einer Stückliste (BOM) dargestellt.

Die Komponenten eines Fahrrads werden in diesem Beispiel hierarchisch in einer Stückliste (BOM) dargestellt.

Unter den gebräuchlichsten Methoden zur Abbildung einer Stückliste kann je nach der Komplexität des Produkts und dem zu erreichenden Genauigkeitsgrad zwischen zwei Strukturen einer Stückliste unterschieden werden:

  • Single-level Bill of Materials: Es handelt sich um eine Liste von Materialien, die nicht sehr spezifisch und für weniger komplexe Produkte bestimmt ist. Diese Stückliste enthält die Komponenten und die entsprechende Menge, die für die Herstellung des Endprodukts benötigt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Stückliste für einen Tisch, der nur aus vier Beinen, einer Tischplatte, Schrauben und Muttern besteht.
  • Multilevel Bill of Materials: Sie umfasst mehrere Ebenen mit ihren Komponenten und Teilkomponenten sowie das Verhältnis zwischen ihnen und ihre jeweilige Menge. Es handelt sich also um eine detailliertere Liste, die das gesamte Material zur Herstellung eines Produkts widerspiegelt. Ein Beispiel ist die Stückliste eines Fahrrads. Auf der ersten Ebene gibt es vier Komponenten und die jeweils erforderliche Menge: Gangschaltung (1), Räder (2), Pedale (2) und Rahmen (1). Die Gangschaltung und der Rahmen enthalten wiederum Teilkomponenten:
        ◦ Gangschaltung: Ritzel (5), Kettenblätter (3) und Kabel (2).
        ◦ Rahmen: Bremse (2), Sattel (1), Lenker (1), Gabel (1)

Die Stückliste enthält darüber hinaus alle zusätzlichen Spezifikationen, die zum besseren Verständnis des Herstellungsprozesses beitragen:

  • Ebene: Jedem Material in einer Stückliste wird eine Nummer zugewiesen, die der Hierarchieebene der Stückliste entspricht. Ebene 0 ist das Endprodukt, 1 die Komponenten, 2 die Teilkomponenten usw. Die Angabe der Ebene erleichtert das Verständnis der Struktur der Liste.
  • Identifikationsnummer: Jedes Material, Teil oder Komponente, das in der Stückliste aufgeführt ist, erhält eine Nummer, die eine einfache und schnelle Identifizierung ermöglicht.
  • Beschreibung: Die Liste enthält eine Beschreibung jedes Materials oder Komponente, die zum besseren Verständnis, zur Identifizierung und Unterscheidung der Elemente, aus denen es sich zusammensetzt, beiträgt.
  • Menge: Für jede Komponente wird die Anzahl der benötigten Einheiten angegeben. Dies ist unerlässlich, um einen ununterbrochenen Produktionsfluss zu gewährleisten.
  • Anmerkungen: Alle ergänzenden und relevanten Informationen werden zum Nutzen aller Beteiligten in die Stückliste eingetragen.

Arten von Stücklisten

Es gibt verschiedene Arten von Stücklisten, die je nach Zweck und Bedarf des Unternehmens angepasst und kundenspezifisch gestaltet werden. Dies sind die wichtigsten BOMs:

  • MBOM (Manufacturing Bill Of Materials): Die Manufacturing Bill of Materials (MBOM) enthält Informationen über alle Bauteile und Baugruppen, die zur Fertigung eines Produkts erforderlich sind, sowie über das Verpackungsmaterial für den Versand des fertigen Produkts an den Kunden. Die Informationen in der MBOM werden verwendet, um zu berechnen, wann Materialien gekauft werden müssen und wann der Produktionsauftrag beginnen muss. Die MBOM hilft der Einkaufsabteilung, die Häufigkeit des Teileeinkaufs festzulegen und mit den entsprechenden Lieferanten einen besseren Preis auszuhandeln.
  • EBOM (Engineering Bill Of Materials): EBOMs werden von Produktingenieuren während der Entwurfsphase erstellt und basieren oft auf einer CAD- (Computer Aided Design) oder EDA-Zeichnung (Electronic Design Automation). Sie bezieht sich auf den ursprünglichen Entwurf des Endprodukts. Eine detaillierte und präzise EBOM ist unerlässlich, insbesondere für die Markteinführung eines neuen Produkts, da sie das Dokument ist, das sicherstellt, dass alle Materialien und Teile verfügbar sind, wenn der Artikel hergestellt wird. Es ist üblich, über mehr als eine EBOM für ein Produkt zu verfügen, da auf den ursprünglichen Entwurf mehrere Revisionen folgen.
  • SBOM (Service Bill Of Materials): Eine SBOM ist eine Liste, die die Montage- und Reparaturschritte sowie alle zu wartenden Komponenten enthält, die ein Servicetechniker berücksichtigen muss, um die ordnungsgemäße Funktion eines Produkts zu gewährleisten.
  • Sales Bill Of Materials: Eine Sales Bill Of Materials oder Verkaufsstückliste enthält alle Informationen zu einem Endprodukt vor der Montage und während der Verkaufsphase. Bei dieser Art von Liste erscheinen sowohl das Endprodukt als auch die Komponenten als separate Positionen im Kundenauftrag.

Tatsächlich kann eine Stückliste für praktisch jeden Vorgang erstellt werden, bei dem verschiedene Elemente und Verfahren erforderlich sind, vom Kochen eines einfachen Paella-Gerichts bis zur Herstellung eines hochentwickelten Flugzeugs. Stücklisten werden weder ausschließlich für einen Vorgang noch unabhängig von anderen Prozessen erstellt, Daher ist es möglich, dass für einen Vorgang mehr als eine Stückliste erzeugt wird.

Softwares für Stücklisten: ERP und LVS

Die Verwendung von Softwares ist unerlässlich, um die korrekte Anwendung einer Stückliste automatisch zu steuern und zu überwachen.

Vor Jahrzehnten wurden Stücklisten, insbesondere die MBOM (Manufacturing Bill of Materials), von Systemen verwaltet, also von Softwares, die für die Planung und Verwaltung von Materialien zur Kontrolle von Beständen und der Produktion eingesetzt wurden. Im Laufe der Jahre haben sich die MRP-Systeme zu modernen und umfassenderen ERP-Systemen (Enterprise Resource Planning-Systemen) entwickelt, die Werkzeuge zur Steuerung der mit der Herstellung eines Produkts verbundenen Elemente umfassen.

Lagerverwaltungssysteme (LVS) werden parallel betrieben und sind mit dem ERP kompatibel. Sie bieten noch präzisere und ausgefeiltere Werkzeuge als ERPs, um sowohl in der Produktionskette als auch bei der Lagerung und Lieferung von Rohstoffen, Halbfertig- oder Fertigprodukten eine höhere Leistung zu erzielen.

Ein Beispiel dafür ist das Modul LVS für die Produktion, das für Easy WMS von Mecalux verfügbar ist. Dieses Modul ermöglicht die vollständige Integration der Versorgungsprozesse in den Produktionslinien mit der Lagerung des Fertigprodukts. Dadurch werden eine vollständige Rückverfolgbarkeit und das Bestandsmanagement ermöglicht, die Zykluszeiten in den Produktionsprozessen verbessert und eine höhere Qualität des Produkts erzielt.

Ein LVS verfügt über eine automatisierte Stückliste und gewährleistet einen effizienten Warenfluss zwischen dem Lager und den Produktionslinien.
Ein LVS verfügt über eine automatisierte Stückliste und gewährleistet einen effizienten Warenfluss zwischen dem Lager und den Produktionslinien.

Die Stückliste: Logistik und Produktion vereint

Alle an der Lieferkette beteiligten Elemente müssen perfekt aufeinander abgestimmt und optimiert werden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Im Hinblick auf die Produktionskette und die Logistik ist es unerlässlich, dass diese synchron ablaufen, da die Leistung des einen die des anderen direkt beeinflusst.

Dazu ist eine detaillierte Stückliste erforderlich, die alle Informationen zur Herstellung eines Produktes enthält und die den Anforderungen von bestimmten Abteilungen wie z. B. der Logistik- oder der Einkaufsabteilung entspricht. Die Stückliste stellt quasi das Rezept für ein Produkt dar, also den Ausgangspunkt und Entwurf, in dem alle Materialien und Elemente definiert werden, die an der Herstellung des Endprodukts beteiligt sind.

Für eine gute Verwaltung der Stücklisten sind sowohl die Automatisierung als auch der Einsatz von Softwares zwei grundlegende Voraussetzungen. Kontaktieren Sie Mecalux damit unser Expertenteam Ihnen dabei hilft, Ihre Lagerprozesse zu optimieren.