Die logistische Wertschöpfungskette schafft eine Verbindung zwischen der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens und seiner Logistik.

Was ist die logistische Wertschöpfungskette?

13 Jul 2023

Die Wertschöpfungskette ist ein theoretisches Konzept, das 1985 von dem amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Michael Porter aufgestellt wurde und bei der Ermittlung von Wettbewerbsvorteilen in Unternehmensstrategien hilft. Das Institute for Strategy and Competitiveness der Harvard University definiert das Konzept der Wertschöpfungskette als „ein leistungsfähiges Instrument, um die strategischen Aktivitäten eines Unternehmens aufzuschlüsseln und sich auf die Ressourcen für Wettbewerbsvorteile zu konzentrieren, d. h. auf diejenigen, die Preise erhöhen bzw. Kosten senken“. Die logistische Wertschöpfungskette beinhaltet eine Reihe von Aktivitäten innerhalb und außerhalb des Lagers, die den Wert eines Produkts oder einer Dienstleistung erhöhen und den Wettbewerbsvorteil eines Unternehmens im Vergleich zu seinen Konkurrenten vergrößern.

Porter unterteilt in seinem Buch The Competitive Advantage die Stufen der Wertschöpfungskette in zentrale und unterstützende Aktivitäten, wobei die Logistik in all diesen Phasen eine wichtige Rolle spielt. Dies sind die fünf wichtigsten:

  • Inbound-Logistik: Umfasst den Eingang, die Lagerung und die Bestandskontrolle von Rohstoffen oder anderen Materialien, die ein Unternehmen erhält, sowie die Beziehungen zu den Lieferanten.
  • Betrieb: Umfasst die für die Verarbeitung von Rohstoffen zu Fertigerzeugnissen erforderlichen Verfahren.
  • Outbound-Logistik: Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Vertrieb von Produkten, wie z. B. die Lagerung von Waren, der Versand von Aufträgen, die Verwaltung der Lieferwege und die Auslieferung an den Endkunden.
  • Marketing und Vertrieb: Hier werden alle Strategien zusammengefasst, die auf die Förderung der Markenbekanntheit und die Gewinnung potenzieller Kunden abzielen. Das Ziel dieser zentralen Aktivität ist es, die Verbraucher zum Kauf der vom Unternehmen angebotenen Produkte oder Dienstleistungen zu überzeugen.
  • Kundendienst: Verfahren, die zur Verbesserung des Kaufserlebnisses dienen, z. B. bei Produktretouren, der Wartung oder Serviceleistungen.

Porter definiert nicht nur die zentralen Aktivitäten der Wertschöpfungskette, sondern geht auch auf die ergänzenden Aspekte ein, die die Wertschöpfung des Endprodukts erhöhen. In einem Unternehmen verbessern z. B. Faktoren wie die technologische Entwicklung oder die Personalverwaltung die Qualität des Produkts oder der Dienstleistung.

Bei der Analyse der Wertschöpfungskette werden die Aktivitäten in primäre und ergänzende Aktivitäten unterteilt.
Bei der Analyse der Wertschöpfungskette werden die Aktivitäten in primäre und ergänzende Aktivitäten unterteilt.

Die Bedeutung der logistischen Wertschöpfungskette

Die Logistik spielt in der Wertschöpfungskette von Porter eine wichtige Rolle. Eine effiziente Inbound- und Outbound-Logistik sorgt für einen stetigen Fluss von Rohstoffen zu den Produktionslinien, eine effiziente Lagerverwaltung und eine reibungslose und fehlerfreie Auftragsverteilung.

Zum einen umfasst die in Porters Schema definierte Inbound-Logistik Vorgänge wie die Beschaffung von Materialien und Rohstoffen, den Empfang von Produkten, die Identifizierung von Beständen oder die Verteilung von Waren in Stellplätzen. Die Outbound-Logistik hingegen umfasst die auf die Auslieferung des Endprodukts ausgerichteten Verfahren, wie die Zusammenstellung und Konsolidierung von Aufträgen, den Versand von Waren oder die Verwaltung der Transportwege zum Endkunden. Jeder Fehler kann sowohl in der Inbound- als auch in der Outbound-Logistik zu einem schlechten Service führen.

So wird eine Analyse der logistischen Wertschöpfungskette durchgeführt

Mithilfe einer Analyse der logistischen Wertschöpfungskette können Unternehmen Kostenüberschreitungen und Wettbewerbsvorteile in Bereichen wie der Lagerung, der Auftragszusammenstellung oder der Verteilung von Waren erkennen. Eine gründliche Prüfung der logistischen Leistung beginnt mit den folgenden drei Schritten:

  1. Ermittlung von Teilaktivitäten in der Inbound- und Outbound-Logistik. Im ersten Schritt werden die Abläufe innerhalb der Anlage durch Überprüfung der internen Prozesse und vorgegebenen Strategien segmentiert. In dieser Phase geht es darum, die Funktionsweise der einzelnen Lagerverfahren zu verstehen und zu ermitteln, wie viele Ressourcen für deren Betrieb bereitgestellt werden.
  2. Analyse des Wertes und der Kosten der einzelnen Aktivitäten. Im zweiten Schritt werden die Aktivitäten der Inbound- und Outbound-Logistik umfassend untersucht, um zu ermitteln, welche davon einen Mehrwert oder Wettbewerbsvorteil bieten.
  3. Definieren einer Strategie zur Steigerung des Werts des Produkts oder der Dienstleistung. So entsteht ein Überblick über die Funktionsweise der Inbound- und Outbound-Logistik. Das Unternehmen kann anhand der erhobenen Daten eine Strategie erarbeiten, die den Wert des Produkts oder der Dienstleistung stärkt, die Ressourcen optimiert und den Gewinn des Unternehmens steigert.

Durch die Analyse der Wertschöpfungskette lassen sich Verbesserungen und Prozesse erkennen, die einen Wettbewerbsvorteil bei der Lagerung, Auftragszusammenstellung und Verteilung schaffen können. Der Logistikverantwortliche kann anhand der Ergebnisse Prozesse optimieren und Entscheidungen auf Grundlage genauer und wahrheitsgemäßer Informationen treffen, um die Leistung des Unternehmens zu verbessern.

Die Digitalisierung unterstützt die Analyse der logistischen Wertschöpfungskette eines Unternehmens.
Die Digitalisierung unterstützt die Analyse der logistischen Wertschöpfungskette eines Unternehmens.

Digitalisierung zur Optimierung der logistischen Wertschöpfungskette

Durch die Digitalisierung der logistischen Abläufe eines Unternehmens wird die Unternehmensleistung gesteigert. „Vor dem Einzug der Informationstechnologien wurden die Abläufe in der Wertschöpfungskette durch manuelle Prozesse auf Papier und mündliche Kommunikation abgewickelt“, so Porter in einem in der Harvard Business Review veröffentlichten Artikel. „Mit der ersten Welle der Informationstechnologie in den 1960er und 1970er Jahren wurden bestimmte Aktivitäten in der Wertschöpfungskette automatisiert, von der Auftragsbearbeitung und Rechnungsbezahlung bis hin zu computergestütztem Design und der Planung von Produktionsressourcen.“

Nach Ansicht des US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers haben die Informationstechnologien einen Wendepunkt in der Wertschöpfungskette bewirkt. Die Produktivität der Aktivitäten stieg deutlich an, unter anderem weil für jede Aktivität riesige Mengen an neuen Daten erfasst und analysiert werden konnten. Die neuen Technologien eröffnen Möglichkeiten für eine stärkere Integration zwischen den verschiedenen Geschäftsbereichen eines Unternehmens. Mit moderner Software wie Enterprise Resource Planning (ERP) oder einer Lagerverwaltungssoftware (LVS) lassen sich Ineffizienzen in der betrieblichen Leistung leichter erkennen. Digitale Systeme automatisieren die Erfassung von Informationen und fördern die Transparenz der Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette.

Wird die manuelle Lagerverwaltung durch eine digitalisierte ersetzt, können die Aktivitäten in der logistischen Wertschöpfungskette permanent rückverfolgt werden.. Den Managern und Leitern der verschiedenen Bereiche stehen bei geschäftlichen Entscheidungen mehr Informationen zur Verfügung, wodurch die Effizienz der einzelnen Prozesse gesteigert wird. Dies führt zu einer verbesserten Produktherstellung und höherwertigen Dienstleistungen.

Logistische Wertschöpfungskette für eine effiziente Organisation

Die Logistik spielt eine zentrale Rolle in der Wertschöpfungskette. Die einzelnen Schritte wie Wareneingang, Lagerung oder Verwaltung der Transportrouten sind der Schlüssel zu einer guten Logistikleistung und können einen Wettbewerbsvorteil für ein Unternehmen darstellen. Andererseits können Fehler in diesen Phasen das Wachstum des Unternehmens bremsen und die Lieferung von Produkten zu den mit den Kunden vereinbarten Bedingungen verhindern.

Durch die Analyse der Wertschöpfungskette kann das Unternehmen Ineffizienzen in der Logistik aufdecken und die anschließende Optimierung der Ressourcen vornehmen. Die Digitalisierung des Lagers ermöglicht die Erfassung von Daten über die Leistung der einzelnen Aktivitäten und trägt so zu einer Echtzeitanalyse des Betriebs der Anlage bei.