BOM-Explosion: Was es ist und Beispiel für die Umsetzung

Anhand der BOM-Explosion können die in einem Produktionsprozess benötigten Materialien detailliert geplant werden, um einen angemessenen Lagerbestand aufrechtzuerhalten und möglichen Engpässen oder Bestandseinbrüchen vorzubeugen.

Was ist die BOM-Explosion?

Der Begriff BOM-Explosion (oder Stücklistenauflösung) bezieht sich im Zusammenhang mit der Lieferkette auf den Prozess der Aufgliederung der Komponenten eines Produkts in eine detaillierte Liste von Teilen, Materialien und Spezifikationen, aus der hervorgeht, welche Teile auf den einzelnen Produktionsstufen benötigt werden. Der Begriff ist mit der Stückliste (BOM, Bill of Materials) verwandt und wird häufig in der Fertigungs- und Lieferkettenindustrie verwendet.

Diese Analyse ist ein grundlegender Schritt in der Produktionsplanung, da sie zur effizienten und kostengünstigen Fertigung beiträgt. Dazu muss das Design des Produkts eingehend untersucht werden, d. h. die umfangreiche Liste der für die Herstellung dieses Artikels benötigten Materialien muss „erschlossen“ werden. Das Verfahren ist aber auch bei der Gestaltung und Reparatur von Produkten oder Dienstleistungen nützlich.

Die BOM-Explosion kann für jede Art von Methodik verwendet werden. Beim Lean-Manufacturing bringt sie insbesondere folgende Vorteile:

• Ressourcenplanung. In einem Lean-Produktionssystem erleichtert die Ermittlung aller unverzichtbaren Materialien im Voraus die effiziente Beschaffung und ermöglicht eine optimale Bestandsverwaltung.
• Kostenvoranschlag. Wenn man eine klare Vorstellung davon hat, was in jeder Phase der Produktion benötigt wird, kann man das Budget genauer planen.
• Programmierung von Aufgaben. Wenn man weiß, wie die einzelnen Phasen des Produktionsprozesses ablaufen werden, lässt sich auch der Zeitplan leichter erstellen.
• Änderungsmanagement. Bei Änderungen in der Gestaltung des Produktionsprozesses vereinfacht die Stücklistenauflösung deren Aktualisierung.

Was ist eine überladene BOM?

Mit einer Software, die im Allgemeinen mit ERP-Systemen kompatibel ist, können manchmal Stücklisten erstellt werden, die verschiedene Varianten eines Produkts abdecken und mehrere Sätze zusätzlicher Komponenten enthalten. Diese werden als overloaded BOMs (überladene BOM) oder 150%-Stücklisten bezeichnet. Diese Stücklisten werden dann nach Konfigurationscodes oder Regeln gefiltert, um eine auftragsspezifische Produktstruktur zu erstellen.

BOM-Abflachung

Die BOM-Abflachung ist das Gegenstück zur BOM-Explosion. Statt einer detaillierten Aufschlüsselung der für einen Produktionsprozess benötigten Materialien in einer detaillierten Liste sollen diese in einer einfacheren und kompakteren Aufzählung zusammengefasst werden, die nur das Wesentliche enthält. Das Ziel der BOM-Abflachung ist die Optimierung der Materialverwaltung. Eine zu starke Vereinfachung kann jedoch die Sichtbarkeit und Rückverfolgbarkeit einiger Komponenten beeinträchtigen.

Was sind die Gründe für eine BOM-Explosion?

Was sind häufige Szenarien für eine BOM-Explosion? In der Regel sind folgende Ursachen für dieses Phänomen verantwortlich:

• Komplexe Designs. Je anspruchsvoller die Produkte werden und je mehr Varianten und Versionen es gibt, desto komplizierter wird die Stückliste.
• Die Globalisierung der Produktion. Durch die Verwendung von Bauteilen aus verschiedenen Ländern müssen die verschiedenen Vorschriften und Normen für diese Bauteile auf dem neuesten Stand gehalten werden.
• Outsourcing. Die Auslagerung eines Teils der Produktion kann zu einer weiteren Diversifizierung der Lieferanten führen und eine BOM-Explosion auslösen.
• Verkürzung der Produktlebenszyklen. Manchmal verkürzen Unternehmen den Lebenszyklus ihrer Produkte, um Veränderungen durchzuführen und ihren Konkurrenten voraus zu sein, was sich auf die Stücklisten auswirkt.
• Neue Technologien. Zwar ist die Einbeziehung neuer Techniken und Komponenten in Produkte unerlässlich, um wettbewerbsfähig zu bleiben, doch kann sich die Stückliste dadurch verlängern.

Was sind die besten Verfahren, um eine BOM-Explosion zu verhindern?

Zwar ermöglicht die BOM-Explosion ein besseres Verständnis der für die Herstellung eines Produkts erforderlichen Komponenten und Materialien, doch sie kann zu Verzögerungen, höheren Kosten, Fehlern und anderen Komplikationen wie z. B. einer geringeren Qualität führen. Wie lässt sich also das Risiko einer BOM-Explosion mindern?

• Die Materialliste sollte übersichtlich und leicht zu lesen sein.
• Durch die Begrenzung der Anzahl der verwendeten Elemente, z. B. durch die Verwendung von Normteilen, lassen sich mögliche Probleme schneller erkennen. Überflüssige Komponenten, die keinen Mehrwert schaffen, sollten identifiziert und eliminiert werden.
• Durch die Einrichtung eines Prüfverfahrens und die Vorabprüfung von Teilen und Materialien kann sichergestellt werden, dass die Produkte die erforderlichen Spezifikationen erfüllen.
• Eine reibungslose Kommunikation mit den Lieferanten erleichtert die Benachrichtigung über mögliche Planungsänderungen und erleichtert die Koordination.

Beispiel für eine BOM-Explosion

Bei der BOM-Explosion geht es darum, eine Materialliste zu erstellen, die nicht vereinfacht ist, sondern eine Aufschlüsselung aller Unterkomponenten für die Herstellung eines Endprodukts, z. B. eines Fahrrads, enthält:

Tabelle 1 (vor der BOM-Explosion)

Tabelle 2 (nach der BOM-Explosion)

Logistische Rückverfolgbarkeit für eine effiziente Produktion

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