Industry 5.0 promotes the adaptation of technology to people's needs

Industrie 5.0: menschlicher, nachhaltiger und widerstandsfähiger

11 Feb 2022

Industrie 5.0, die auch als fünfte industrielle Revolution bezeichnet wird, ist ein neues von der Europäischen Kommission entwickeltes und vorangetriebenes Modell. Durch sie soll eine industrielle Aktivität gefördert werden, die über die technischen oder wirtschaftlichen Ziele, wie Produktivität und Effizienz, hinausgeht. Industrie 5.0 möchte auch andere für die Zukunft des Sektors wesentliche Zielsetzungen fördern, wie das menschliche Wohlergehen, Nachhaltigkeit und Resilienz.

Industrie 5.0: Definition und Ursprung

Der Begriff Industrie 5.0, der von der Europäischen Kommission erarbeitet wurde, entstand als ein ergänzendes Konzept zur Industrie 4.0. Dieser neue Ansatz fördert die industrielle Entwicklung hin zu einem Produktionsmodell, das nicht nur auf technologische Innovation und Wirtschaftswachstum, sondern auch auf das Engagement für umweltbewusste Praktiken ausgerichtet ist. Außerdem unterstützt sie Strategien für Resilienz, die den Sektor im Hinblick auf plötzliche Störungen wie das Auftreten der Covid-19-Pandemie stärkt.

Dieses Programm, dessen Grundzüge im Bericht Industry 5.0 – Towards a sustainable, human centric and resilient European industry zusammengefasst sind, ist das Ergebnis von Diskussionen im Rahmen zweier virtueller Workshops, die im Juli 2020 stattfanden. An diesen zwei Zusammenkünften nahmen verschiedene Forschungs- und Technologieorganisationen sowie Finanzierungsinstitutionen aus ganz Europa teil. Alle Teilnehmer waren sich einig hinsichtlich der Notwendigkeit, soziale und umweltbezogene Schwerpunkte der Europäischen Union besser in technologische Innovation zu integrieren, indem sich der Fokus von einer individuellen Technologie auf eine systemischen Perspektive verlagert.

Unterschiede zwischen Industrie 4.0 und Industrie 5.0

Industrie 5.0 ist keine Weiterentwicklung von Industrie 4.0 und es handelt sich dabei auch nicht um ein alternatives Modell, um diese zu ersetzen. In gewisser Weise unterstreicht sie den Weg, den Industrie 4.0 eingeschlagen hat. Wie die Europäische Kommission erklärt, hat die vierte industrielle Revolution den Schwerpunkt auf die Digitalisierung der Prozesse und die Nutzung von Künstlicher Intelligenz gesetzt, um Produktivität und Effizienz zu erhöhen, und hat dabei die Rolle der am Produktionsprozess beteiligten Mitarbeiter oder den Übergang zu nachhaltigeren Entwicklungsmodellen vernachlässigt.

Bei Industrie 5.0 spielt der menschliche Faktor wieder eine Hauptrolle und rückt erneut in den Mittelpunkt des Produktionsprozesses. Gemäß dieser Prämisse muss Technologie dem Menschen dienen und nicht umgekehrt. Daher besteht das Ziel darin, zu einem Szenario der vollständigen Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine zu gelangen. Anders ausgedrückt: Wenn Industrie 4.0 auf der Vernetzung zwischen Maschinen und Computersystemen basiert, dann strebt Industrie 5.0 die Verbindung der Rollen von Menschen und Maschinen an, um sich gegenseitig zu stärken und zu ergänzen.

Industrie 5.0 fördert eine nachhaltige Robotisierung
Industrie 5.0 fördert eine nachhaltige Robotisierung

Merkmale von Industrie 5.0

Das von Industrie 5.0 geförderte Wachstums- und Entwicklungsmodell stützt sich auf drei Grundpfeiler:

  • Nachhaltigkeit. Entwicklung von Produktionssystemen, die erneuerbare Energien nutzen, ist eine der Anforderungen von Industrie 5.0. Mit dem Ziel, die CO2-Emissionen bis 2030 um 55 % zu reduzieren, gibt die Europäische Kommission in ihrem Bericht an, dass die Industrie nachhaltig sein muss, um die Grenzen unseres Planeten zu respektieren. Aus diesem Grund empfiehlt sie die Entwicklung von Kreislaufprozessen, in denen natürliche Ressourcen wiederverwendet und recycelt, Abfälle reduziert und die Umweltauswirkung minimiert werden.
  • Fokus auf dem Menschen. Industrie 5.0 stellt den Menschen in den Mittelpunkt des Produktionsmodells. Die Prämisse ist eindeutig: Statt uns zu fragen, was wir mit den neuen Technologien tun können, sollten wir uns überlegen, was die Technologie für uns tun kann. Außerdem bestätigt dieser sozialere und menschlichere Blickwinkel, dass Nutzung von Technologie nicht die Grundrechte von Arbeitern verletzen darf, wie deren Recht auf Privatsphäre, Autonomie und Menschenwürde.
  • Resilienz. Resilienz ist zu einem Schlüsselfaktor beim Kampf gegen die COVID-19-Pandemie geworden. Der Bericht der Europäischen Kommission stellt fest, dass geopolitische Veränderungen sowie Naturkrisen wie die COVID-19-Pandemie die Anfälligkeit unserer Industrien offenlegen. Aus diesem Grund besteht eine Verpflichtung des neuen Konzepts von Industrie 5.0 darin, die Fähigkeit zu haben, sich an widrige Situationen anpassen und daraus positive Ergebnissen erzielen zu können.

Mit ihrem nachhaltigen, menschlichen und widerstandsfähigen Ansatz möchte Industrie 5.0 Störungen und Herausforderungen erfolgreich bewältigen und nutzt dafür die Technologie.

Technologien auf dem Weg zu Industrie 5.0

Laut der Europäischen Kommission und innerhalb des technologischen Rahmens existieren sechs Schlüsselfaktoren, um Industrie 5.0 voranzutreiben:

  • 1) Individualisierte Interaktion zwischen Mensch und Maschine.
  • 2) Bioinspirierte Technologien und intelligente Materialien.
  • 3) Digitale Zwillinge und Simulation.
  • 4) Übertragungs-, Speicherungs- und Analysetechnologien.
  • 5) Künstliche Intelligenz (KI).
  • 6) Technologien für Energieeffizienz, zur Nutzung erneuerbarer Energien, Speicherung und Autonomie.

Dieser technologische Rahmen muss ein strategischer Verbündeter sein, um die Ziele von Industrie 5.0 zu erreichen. Die vorausschauende Analyse bietet zum Beispiel Werkzeuge zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit des Sektors mit dem Ziel, sich auf mögliche unvorhergesehene Ereignisse wie Klimaveränderungen oder Nachfrageschwankungen vorzubereiten.

Des Weiteren übernehmen Cobots (kollaborative Roboter) – Maschinen, die dafür konzipiert sind, um mit den Arbeitern zusammenzuarbeiten und ihnen die anstrengendsten, gefährlichsten oder repetitivsten Arbeiten abzunehmen – zunehmend eine wichtige Rolle in Produktionsstätten und Lagern. Dies ist ermutigend, denn der Boom der Cobots bestätigt die Umsetzbarkeit eines technologischen Modells, bei dem Maschinen und Menschen gemeinsam eine Hauptrolle spielen und harmonisch zusammenarbeiten.

Mit vorausschauenden Analysen ist es möglich, sich auf verschiedene unvorhergesehene Ereignisse vorzubereiten, um die Resilienz der Industrie zu stärken
Mit vorausschauenden Analysen ist es möglich, sich auf verschiedene unvorhergesehene Ereignisse vorzubereiten, um die Resilienz der Industrie zu stärken

Industrie 5.0, ein Paradigmenwechsel

Industrie 5.0 befindet sich noch in den Kinderschuhen, da wir zurzeit damit beschäftigt sind, Industrie 4.0 mithilfe der auf dem Markt verfügbaren Technologien zu verbessern und zu optimieren. Trotzdem besteht das letztliche Ziel in der Förderung einer widerstandsfähigeren, nachhaltigeren und mehr auf den menschlichen Faktor fokussierten Industrie.

Industrie 5.0 bietet Vorteile für Mitarbeiter, Unternehmen und unseren Planeten. Zu diesem Zeitpunkt des Paradigmenwechsels, in dem wir uns befinden, werden nicht nur Effizienz und Produktivität angestrebt, sondern das Ziel ist eine Produktion, die die Grenzen unseres Planeten respektiert und den Arbeiter wertschätzt.