Autonome Lieferkette nutzt Digitalisierung zur Integration aller Prozesse

Der Weg zu einer autonomen Lieferkette

02 Nov 2022

Kann eine autonome Lieferkette erreicht werden, in der alle Glieder von der Digitalisierung und Robotisierung gesteuert werden? Die Antwort ist nach wie vor offen. Aber dank technologischer Fortschritte ─ wie 5G-Konnektivität, Cloud Computing, künstliche Intelligenz oder das Internet der Dinge (IoT) ─ lässt sich allmählich die Möglichkeit einer vollständig autonomen Lieferkette ins Auge fassen, die kein menschliches Eingreifen in Phasen wie Planung, Ausführung oder Prozessüberwachung erfordert.

Autonome Lieferkette: Gegenwart und Zukunft

Eine autonome Lieferkette kann sämtliche Prozesse automatisieren, digitalisieren und robotisieren, vom Produktdesign oder der betrieblichen Planung bis hin zum Versand und der Lieferung der Waren an den Endkunden. Die Umsetzung einer vollständig autonomen Lieferkette würde voraussetzen, dass Phasen wie die Warenbeschaffung, die Leistungsüberwachung und die Produktdistribution automatisch und mit minimalen menschlichen Eingriffen durchgeführt werden.

Der Weg zu einer vollständig autonomen Lieferkette ist zwar noch Zukunftsmusik, aber es werden immer mehr Lösungen verfügbar, die eine Vielzahl von Prozessen automatisieren und ein höheres Maß an Autonomie in bestimmten Gliedern der Logistikkette ermöglichen. 

So unterstützt z. B. die robotergestützte Prozessautomatisierung (RPA) die Automatisierung von Prozessen im Lieferkettenmanagement: Sie repliziert und führt routinemäßige und sich wiederholende Aufgaben aus, die zuvor von Menschen ausgeführt wurden. Dazu gehören z. B. das Auslesen von Daten, das Ausfüllen von Formularen, erweiterte Berechnungen und die fehlerfreie Ausführung mehrerer Vorgänge. Zwar bietet die RPA-Technologie zahlreiche Vorteile für Unternehmen, doch die Autonomie dieser Software-Roboter ist noch eingeschränkt, da sie Aufgaben auf der Grundlage vordefinierter Regeln ausführen.

Die Logistikplanung gehört zu den Vorgängen in der Lieferkette, die jetzt vollständig automatisiert werden können. Laut den Analysten von McKinsey, Verfasser der Publikation Auf dem Weg zur autonomen Planung der Lieferkette, „ermöglicht die autonome Planung in der Praxis kontinuierliche, automatisierte, analytikgestützte Entscheidungen in allen Bereichen der Planungswertschöpfungskette, wobei der menschliche Eingriff auf die Bewältigung von Ausnahmen beschränkt ist. Das heißt, dass Maschinen das tun, was sie am besten können - Daten verarbeiten und fortschrittliche Analysen anwenden - und so den Planern mehr Zeit für wertschöpfende Tätigkeiten lassen.“

Eine der treibenden Kräfte für die autonome Lieferkette der Zukunft ist die Hyperautomatisierung, ein von der US-Beratungsfirma Gartner geprägter Begriff, der fortschrittliche Automatisierungstechnologien vereint. Dabei werden Technologien wie RPA, künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen oder Big Data integriert, um bestimmte Aufgaben völlig autonom und mit minimalem menschlichem Eingriff ausführen zu können. Bei ihrer Anwendung in der Lieferkette fördert die Hyperautomatisierung die Integration der fortschrittlichsten Technologie, um einen zunehmenden Grad der Selbstständigkeit zu erreichen. Laut Gartner werden die Lieferketten in den nächsten zehn Jahren immer autonomer werden: „Die Hyperautomatisierung wird die Entscheidungsfähigkeit der Menschen erhöhen und die Schaffung einer autonomen Lieferkette ermöglichen. Diese Lieferkette der Zukunft wird in Echtzeit und automatisch planen und automatisierte operative Vorgänge auf einer häufigen, granularen und kosteneffizienten Basis durchführen können.“

Merkmale einer autonomen Lieferkette

Die autonome Lieferkette zeichnet sich nicht nur durch den Wegfall menschlicher Eingriffe aus, sondern auch durch Folgendes:

  • Vorausschauend: Eine fortschrittliche Datenüberwachung und übergreifende Leistungsindikatoren helfen bei der Vorhersage von Fehlern und Ineffizienzen in Arbeitsabläufen und Warenströmen sowie von zukünftigen Engpässen entlang aller an der Lieferkette beteiligten Phasen.
  • Intelligent: Die autonome Lieferkette wird sich dabei auf den Einsatz neuer Technologien stützen, um Daten zu verarbeiten, Trends zu erkennen und Möglichkeiten zur Steigerung der Effizienz der logistischen Abläufe innerhalb und außerhalb der Anlage zu erkennen.
  • Skalierbar: Sie wird die Fähigkeit haben, agil und flexibel auf die sich ändernden Anforderungen der Lieferkette 4.0 zu reagieren. Sie wird die Betriebsabläufe automatisch anpassen zu können, um die Effizienz bei Nachfragespitzen zu gewährleisten und die Ressourcen in Zeiten mit weniger Versandaufträgen zu reduzieren.
  • Integriert: Die autonome Lieferkette wird die vollständige Digitalisierung von Prozessen zur Synchronisierung aller logistischen Abläufe zwischen den an der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung eines Produkts beteiligten Unternehmen vorantreiben. Eine integrierte Lieferkette ermöglicht die vollständige Rückverfolgbarkeit von Waren, d. h. die Nachverfolgung des Lebenszyklus eines Produkts von der Entwurfsphase über die Produktion und Verarbeitung bis zum Vertrieb an den Endkunden.
Eine autonome Lieferkette wird die vollständige Rückverfolgbarkeit von Produkten unterstützen
Eine autonome Lieferkette wird die vollständige Rückverfolgbarkeit von Produkten unterstützen

Vorteile einer autonomen Lieferkette

Laut einer Studie des Institute for Manufacturing der Universität Cambridge „bieten neue Technologien wie das Internet der Dinge und künstliche Intelligenz den Unternehmen die Chance, lineare Lieferketten in autonome Lieferketten zu verwandeln“. Es gibt zahlreiche Vorteile einer autonomen Lieferkette, wie z. B. „die Senkung der Arbeitskosten und die Verbesserung der betrieblichen Effizienz durch die Automatisierung von Routineaufgaben in der Lieferkette“, so die Forscher. 

Die Robotisierung und die Kommunikation zwischen den verschiedenen Gliedern der Lieferkette könnte u. a. folgende Vorteile bringen:

  • Gesteigerte Produktivität: Die Implementierung von automatisierten Lösungen in einem Lager oder einer Produktionsstätte sorgt für eine kontinuierliche Versorgung der Fließbänder und des Lagerbereichs mit Waren und gewährleistet einen ununterbrochenen Warenfluss. Durch die Ausweitung der Automatisierung entlang der Lieferkette würden Routineaufgaben automatisiert und die betriebliche Effizienz entlang der verschiedenen Glieder verbessert.
  • Reduzierung von Fehlern: Die Installation von automatisierten Lösungen auf der Grundlage von Technologien wie künstlicher Intelligenz oder RPA in der gesamten Lieferkette,<<102/ würden die Wahrscheinlichkeit von Fehlern in der Prozessverwaltung und im Warenumschlag minimieren. 
  • Verbesserte Rückverfolgbarkeit der Produkte: Die Kombination der verschiedenen Kommunikationsflüsse einer Lieferkette gewährleistet die vollständige Rückverfolgbarkeit der Bestände, da jeder Akteur Zugriff auf die in der Cloud gespeicherten Informationen hat.
  • Ganzheitliche und kundenorientierte Vision: Dank der ganzheitlichen Digitalisierung der Abläufe in der Lieferkette können alle an den verschiedenen Gliedern beteiligten Unternehmen integriert werden und in direkter und bidirektionaler Kommunikation stehen, um eine ganzheitliche Sicht auf den Prozess zu gewinnen.

Der Bericht von McKinsey, Autonomous supply chain planning for consumer goods companies, stellt fest: „Eine autonome Planung der Lieferkette kann den Umsatz um bis zu 4 % steigern, die Lagerbestände um bis zu 20 % reduzieren und die Kosten der Lieferkette um bis zu 10 % senken.“

Software für eine autonome Lieferkette

Die digitale Prozessumwandlung muss der Grundstein für eine vollständig autonome Lieferkette sein. Es gibt heute zahlreiche digitale Lösungen, die die Lagerleistung steigern und eine automatisierte Prozessverwaltung ermöglichen, wie z. B. eine Lagerverwaltungssoftware oder ein Distributed Order Management. Die Digitalisierung der Abläufe ermöglicht eine präzise Datenverbindung in Echtzeit zwischen den verschiedenen Gliedern der Lieferkette.

Die autonome Entscheidungsfindung wird einer der Grundpfeiler der Lieferkette der Zukunft sein. Eine fortschrittliche Software ermöglicht in dieser Hinsicht die Vorhersage von Szenarien, die Vorwegnahme von Nachfrageänderungen oder die Anpassung der Lagerlogistikstrategien an die Anforderungen der Anlage. Die Zusammenarbeit zwischen mehreren Softwareprogrammen ermöglicht einen ganzheitlichen Blick auf die Lieferkette, wie die Studie von McKinsey aufzeigt: „Erweiterte, in die gesamte Lieferkette integrierte Analysen, die über die Standardfunktionen der Software für einzelne Prozesse hinausgehen, sorgen dafür, dass eine direkte Verbindung zwischen Bedarfsprognosen und Aufträgen und dem Produktionsplan hergestellt werden kann.“

Die digitale Verwaltung ist zunehmend Bestandteil von Lagern, die den Durchsatz vervielfachen, Fehler vermeiden und die Logistikkosten senken müssen. Die Implementierung einer Lagerverwaltungssoftware wird dabei ein zentrales Element beim Aufbau einer autonomen Lieferkette sein, bei der die Integration aller an den Logistikprozessen beteiligten Akteure im Vordergrund steht. Durch die Digitalisierung kann die Lagersoftware mit anderen Programmen verbunden werden, die auf verschiedenen Stufen der Lieferkette eingesetzt werden - unabhängig davon, ob diese Programme eigene sind oder von einem anderen Unternehmen stammen. So können Informationen besser ausgetauscht und Aufgaben automatisiert werden, was zu einer besseren Rückverfolgbarkeit der Produkte und effizienteren Abläufen führt.

Die autonome Lieferkette wird vollständig digitalisiert sein, von Anfang bis Ende
Die autonome Lieferkette wird vollständig digitalisiert sein, von Anfang bis Ende

Autonome Lieferkette, ein neues Paradigma

Es gibt bereits heute eine große Anzahl digitaler und robotergestützter Lösungen, die die Industrie verändern und menschliche Eingriffe in logistische und produktionstechnische Prozesse einschränken. Doch der Weg zu einer vollständig autonomen Lieferkette ist noch weit.

Im Rahmen dieses neuen industriellen Paradigmen werden Technologien wie das Internet der Dinge, maschinelles Lernen und Cloud Computing eine Schlüsselrolle spielen. Digitale Programme, wie z. B. eine Lagerverwaltungssoftware, werden zur Transformation der Lieferkette beitragen und das Risiko von Fehlern bei der manuellen Verwaltung eliminieren.

Die Zukunft der Lieferkette wird von den technologischen Fortschritten und der Fähigkeit der Unternehmen zur Einbindung der neuesten Technologien in ihre Prozesse abhängen, um die betriebliche und die Entscheidungsautonomie zu fördern.